Ginko

Früher

stand ich am Fenster, schaute auf den Garten.
Den Garten mit dem Ginkobaum.
Und dieser Baum steht dort seit Ewigkeiten
wächst und blüht und verfällt.

Und die Erde dreht sich, hat man mir in der Schule beigebracht. Sie dreht sich um die Sonne, dreht sich um sich selbst.

Und ich stand am Fenster und fragte mich,
wieso der Ginkobaum immer zu sehen ist
vor meinem Fenster.
Jeden Tag, gleich nach dem Aufstehen, lief ich ans Fenster und überprüfte das Mysterium.
Wie konnte das sein?
Wenn die Erde sich dreht, dann muss der Baum doch von Zeit zu Zeit verschwinden, sich um das Haus drehen und wieder auftauchen.

Heute

verstehe ich das Prinzip der Erdrotation, verstehe, wieso der Baum nicht verschwindet.

Aber eine Sache frage ich mich immer noch.
Jeden Tag, gleich nach dem Aufstehen, vor dem Einschlafen, jede Sekunde.

Ich bin mit diesem Ginkobaum groß geworden, habe ihn beobachtet und beschützt, vom Fenster aus.

Doch das hinter dem Baum, die Welt, diese unbeschreiblich große Erde
ist ohne mich aufgewachsen.
Weiß sie überhaupt,
dass ich hier am Fenster stehe ?
Beschützt sie mich?

Oder ist da nur ein Ginkobaum,
der mich daran erinnert, wer ich bin?
Wo ich bin ?

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